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Weißdrache

by Karin Heigl

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and the Author’s notes


Als Eis und Feuer sich vereinten, kam eine Drachin zu Leben. Sie war groß und mächtig, mit Augen wie Feuer und weiß wie ein Gletscher. Sie war das machtvollste und schönste Wesen der Erde. Sie lebte in den Gletschern vor aller Zeit und aß Stein, Feuer und Eis.

Eines Tages, als der Mensch zu Leben kam, sah die Drachin Menschen miteinander sprechen und lachen und da wurde ihr sehr schwer ums Herz. Über die Zeiten hinweg war sie allein gewesen und hatte mit niemandem gesprochen. Einmal betrachtete sie ein Dorf an der See und sah einen Mann, hochgewachsen und er sang mit süßer Stimme, während er arbeitete.

Des Abends, als er das Vieh zusammentrieb, fährt sie hinab und spricht mit ihm. Hört der Mann da eine Stimme, sowohl mächtig als süß, und wandte sich um, aber sieht keinen Menschen. Er ging nach Hause, konnte aber die Stimme nicht vergessen, die so schön gewesen.

In der nächsten Nacht kam er wieder und sie sprachen und sangen hierauf oft miteinander. Dem Manne war sie sehr teuer, doch nicht wollte sie sagen, wer sie sei. Da kam der Mann eines Nachts mit einem Licht und als er die Drachin gewahrt, fällt er vor Schreck tot um.

Die Drachin flog weinend fort und als sie über Berg und See flog, fiel sie vor Schmerz nieder und ist seither nicht mehr erwacht. Aber wenn sie ausatmet, kommt Nebel. Derart kam der Snæfellsjökull ins Leben, weiß und hell wie die Schwingen der Drachin, und manch einer sagt bis heute, dass etwas an dem Gletscher sei.

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[Anmerkung] Snæfellsjökull: Sagenumwobener Gletscher auf der Halbinsel Snæfellsnes im Westen Islands, der sich oft in Nebel hüllt.

White Dragon

© 2017 by Richard Ong


Copyright © 2016 by Karin Heigl

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